Was wird aus dem ehemaligen Güterbahnareal in Freiburg Gare du nord

Der ehemalige Güterbahnhof ist bereit zum Durchstarten
Areal soll „Ort des Lebens, der Kommunikation und es Wohlfühlens“ werden

Was wird aus dem ehemaligen Güterbahnareal in Freiburg? Diese Frage hat die Menschen in der Stadt lange beschäftigt, nun ist ein Durchbruch erreicht: Seit einigen Wochen ist klar, dass das rund 39 ha große Areal nicht mehr nur als Gewerbe-, sondern in Teilen auch als Gewerbemischgebiet mit Wohnbebauung realisiert werden kann: Von der Gesamtgeschossfläche von rund 390.000 m² werden am Ende rund 80.000 m² als Wohnbebauung möglich sein.

Am Mittwoch machten sich rund 80 Mitglieder der Interessengemeinschaften IG Nord und IG Haid in Freiburg vor Ort selbst ein Bild von den Flächen und den Potenzialen, die sich hier für Handwerk, Gewerbe, Forschung und Mittelständler auftun. „Das sind hier keine alltäglichen Dimensionen für Freiburg“, konstatierte Christian Schulz, der Vorsitzende der beiden Interessengemeinschaften Nord und Haid, bei der Präsentation des Projekts durch die Aurelis Real Estate Management GmbH & Co. KG: „Die 39 ha Fläche werden geschätzte 700 Millionen Euro Investitionen generieren“, so Schulz weiter. Das Areal sei die größte Entwicklungsfläche, die es in Freiburg derzeit noch gibt.

Und es ist eine Fläche, die urbane Entwicklungsmöglichkeiten bietet, wie sie besser kaum sein könnten, so Wilhelm Bauer, der stellvertretende Leiter des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO in Stuttgart: Bauer präsentierte in Freiburg einerseits die Erwartungen, die an moderne arbeits- und Wohnwelten der Zukunft gestellt werden, und verglich diese Erkenntnisse andererseits mit den Möglichkeiten, die das Güterbahnareal bietet. In einer alternden Gesellschaft, die mehr und mehr dem Trend „zurück in die Stadt“ folgt, neue Formen des Zusammenlebens sucht und findet, flexiblere Arbeitsformen verlangt und zudem auch noch lieber fußläufig erreichbare Infrastrukturen statt langer an- und Abfahrtswege bevorzugt, ist ein durchmischtes Quartier, wie es nun auf dem Güterbahngelände realisierbar wird, ein nahezu idealer Ansatz. „Wir werden ein immer bunteres Völkchen“, so Bauer, „und wir müssen in einer immer komplizierter werdenden Welt immer mehr miteinander kooperieren.“

„More diversity“ und „better walkability“ seien Trends der Stunde, für mehr als 90 Prozent der Arbeitnehmer seien Themen wie die flexible Arbeitssituationen und die Möglichkeit zur Pflege und Unterstützung von Angehörigen mittlerweile Topthemen. „Die Work-Life-Balance ist zum Statussymbol geworden“, so Bauer. Ein Areal, auf dem Arbeit, Wohnen und die Deckung des täglichen Bedarfs nahe beieinander lebbar seine, sei ideal für die Arbeitswelt der Zukunft. „Jeder will seine eigenen Lebensstil leben“, so der IAO-Experte. Auch das Thema urbane Produktion stehe in der (immer sauberer werdenden) Industrie vor einer Renaissance. Für all das sei der Güterbahnhof eine ideale „Stadt der Zukunft“.

Um dies zu realisieren, so Aurelis-Projektleiter Christoph Merten, sei es nun and der Zeit, Weichen zu stellen: Die vereinbarte Änderung der Teilbebauungspläne ist auf den Weg gebracht, um bis 2017 das komplette Areal erschlossen und baufertig zu bekommen. Einige Pflöcke, wie der sanierte Zollhof am Eingang des Areals, seien bereits eingerammt. Weitere Projektanfragen liegen auf dem Tisch. Ziel sei, es den „Quartiersgedanken“ mit Leben zu füllen, eine hohe architektonische und energetische Qualität zu realisieren, sowie flexible Angebote für Kauf oder Miete von Flächen und Gebäuden zu entwickeln. „Wir sind überzeugt, dass hier ein Standort entstehen wird, von dem Impulse ausgehen werden“, so Aurelis-Geschäftsführer Thaddäus Zajac. Am alten Güterbahnhof entstehe in den kommenden Jahren ein „Ort des Lebens, der Kommunikation und es Wohlfühlens“ in Freiburg. Nun komme es darauf, wie die Wirtschaft vor Ort das Areal mit Leben fülle.

Vortrag Dr. Bauer, stellvertretender Leiter Fraunhoferinstitut Stuttgart

Präsentation des Projektes Güterbahnhof Nord, Christoph Merten, zuständiger Projektentwickler Güterbahnhof

 

INFO: Die IG Nord ist seit ihrer Gründung 1996 das Sprachrohr und eine Informations- und Kommunikationsplattform der Wirtschaft im Freiburger Norden. Die Interessengemeinschaft (IG) Nord ist kein Verein, sondern ein Netzwerk mit rund 150 Mitgliedsunternehmen, darunter Industriebetriebe, KMUs und Dienstleistungsunternehmen. Sie versteht sich auch als Ansprechpartner für die Stadt Freiburg bei politisch brisanten Themen.

 

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