Covid-Pille wird bei Pfizer in Freiburg nach Express-Entwicklung hergestellt

Lesen Sie den gesamten Artikel auch in der Badischen Zeitumg vom 25.5.2022

Sechs Monate von der Idee zur Produktion: Im Freiburger Pfizer-Werk wird das Corona-Medikament Paxlovid hergestellt. Der Pharmakonzern hat seine Produktionskapazität mehr als verdoppelt.

Das Werk gehöre zu den leistungsfähigsten Produktionsstätten im weltweiten Pfizer-Netzwerk, teilte das Unternehmen anlässlich der offiziellen Inbetriebnahme der Produktionsstätte am Dienstag mit.

Knapp 300 Millionen Euro hat der US-Konzern in den vergangenen drei Jahren in Freiburg investiert. Mit der Inbetriebnahme der neuen Fabrikation – sie wird als High-Containment-Werk bezeichnet – können nun pro Jahr bis zu 7 Milliarden Tabletten und Kapseln zusätzlich hergestellt werden. Insgesamt erhöht sich nach Firmenangaben die Kapazität auf bis zu 12 Milliarden Stück. Das Werk Freiburg, eine von 63 Produktionsstätten des Pharmakonzerns, ist spezialisiert auf feste Arzneiformen wie Tabletten oder Kapseln.

Der große Vorzug der neuen Anlage: Die Entwicklungs- und Produktionszeiten für Medikamente verkürzen sich gewaltig. Vorbild dafür ist die Entwicklung des Covid-19-Medikamentes Paxlovid. Frühzeitig eingenommen, verhindert es bei den meisten Patienten einen schweren Verlauf der Corona-Infektion. Das Medikament wurde bei Pfizer entwickelt und schon nach knapp sechs Monaten auf Basis einer Notfallzulassung an Patienten ausgeliefert.

Axel Glatz, der Chef des Freiburger Pfizer-Werks, spricht von einer . Die Pfizer-Forscher in den USA seien auf einen Wirkstoff gestoßen, der die Ausbreitung des Sars-CoV-2-Virus hemmt, erzählt Glatz. Im Juni 2021 seien die Forscher mit einer vagen Idee nach Freiburg gekommen, wie aus dem Wirkstoff ein Medikament werden könnte. Damals habe man noch nicht gewusst, welche möglichen Nebenwirkungen es geben könnte.

In Windeseile hätten die Fachleute im Freiburger Werk ein Medikament entwickelt, das sich industriell fertigen lässt. "Wir haben in kürzester Zeit Muster für die Zulassung und die klinischen Tests hergestellt", sagt Glatz. Viele Schritte seien parallel abgewickelt worden. Normalerweise dauere ein solcher Prozess zwei bis drei Jahre. Pfizer sei bei Paxlovid ein hohes Risiko eingegangen, so Glatz. Hätte sich herausgestellt, dass die Arznei schwerwiegende Nebenwirkungen habe, wäre die ganze Entwicklung vergeblich gewesen.

Gute Zusammenarbeit mit den Behörden

Die Erfahrungen aus der Paxlovid-Entwicklung sollen mit der neuen Fertigung auf die gesamte Medikamentenentwicklung übertragen werden. "Pfizer hat die Intention, das ,Lightspeed’-Verfahren, das die systematischen Schritte zur Herstellung des Covid-19-Medikamentes auf sechs Monate – statt normalerweise zwei bis drei Jahre – reduziert hatte, auch bei zukünftigen Neueinführungen anzuwenden", sagte Glatz bei der offiziellen Inbetriebnahme des High-Containment-Werks.

Rückblickend lobt Glatz die gute Zusammenarbeit mit den Behörden, beispielsweise bei der Zulassung. Genehmigungen seien binnen Tagen erteilt worden. Ein Kompliment machte der Werksleiter auch der Freiburger Stadtverwaltung. Sie verhalte sich ausgesprochen kooperativ.

Qualität, Schnelligkeit und Liefertreue

Für Glatz ist die Paxlovid-Entwicklung beispiellos in ihrem Tempo. Sie zeige, "was man machen kann, wenn man will". Der Standort Deutschland habe bekanntlich einige Nachteile: hohe Löhne, hohe Steuern, oft lange Genehmigungsverfahren, so der Manager, der das Freiburger Werk seit 2010 leitet. Auf der anderen Seite könne man mit hoher Qualität, Schnelligkeit und Liefertreue punkten.

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